49. Systemisches Kaffeehaus – Über Risiken und (Neben)Wirkungen von Psychotherapie
Unerwünscht, aber da. Über Risiken und (Neben)Wirkungen von Psychotherapie
„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre*n Ärzt*in oder Apotheker*in.“
Mit dieser Aufforderung endet jede Werbung für Medikamente in Radio und Fernsehen. Und das ist kein Zufall, denn seit langer Zeit weiß die Medizin: Wo therapeutisch gearbeitet wird, muss auch mit Nebenwirkungen gerechnet werden. Hinter dem leitenden Nichtschadensprinzip – Primum non nocere – der Medizinethik steht die Erkenntnis, dass gute Intentionen nicht unbedingt auch immer zu erwünschten Wirkungen führen müssen. Ein Faktum, das in Medizin und Pharmakologie neben der Wirksamkeitsforschung seit vielen Jahrzehnten auch umfangreiche Forschungsvorhaben zum Thema der Nebenwirkungen anregt.
Wie sieht es diesbezüglich in der Psychotherapie aus? Obwohl es seit mehr als einem Jahrhundert eine wissenschaftlich fundierte Psychotherapie gibt, ist die empirische Erforschung der zentralen Wirkfaktoren psychotherapeutischer Behandlungen eine vergleichsweise junge Disziplin. Valide wissenschaftliche Studien, die zu den Wirkungen auch Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie systematisch und fundiert in den Blick nehmen, werden im deutschen Sprachraum überhaupt erst in den letzten zehn Jahren durchgeführt und veröffentlicht (vgl. beispielsweise M. Linden / B. Strauß, Berlin 2012/2018; oder A. Leitner / B. Schigl / M. Märtens, Wien 2014).
Die Ergebnisse dieser Forschungen zeigen, dass keine Psychotherapie ohne Risiken, Nebenwirkungen, Komplikationen oder unerwünschte Effekte gedacht werden kann. Deshalb und auch weil sich psychotherapeutische Arbeit allgemein und die systemisch therapeutische Praxis im Besonderen, dem Grundsatz verpflichtet weiß, im Therapieprozess immer auch Auswirkungen auf Dritte/s zu berücksichtigen, wollen wir den Fortbildungstag im Sinn einer Sensibilisierung und Vergewisserung diesem spannenden, wichtigen und oft vernachlässigten Thema widmen und – wie im ‚Systemischen Kaffeehaus‘ – üblich aus verschiedenen Perspektiven und im Austausch mit den Teilnehmer*innen beleuchten.
Wenn wir uns der oft ausgelassenen Seite von Psychotherapie zuwenden, kann und will das neu zu einem nebenwirkungssensiblen Vorgehen motivieren. Nicht nur die grundlegende Frage von Risiken und (Neben)Wirkungen der (systemischen) Psychotherapie selbst, sondern auch die Interaktion zwischen Therapeut*in und Klient*in bzw. die ‚Figur‘ der*des Therapeut*in kommen zur Sprache. Genauso werden spezielle Aspekte wie Geschlecht oder bestimmte Interventionen oder Ansätze wie die Aufstellungsarbeit Thema sein. Schließlich will die Reflexion (berufs-)ethischer und rechtlicher Fragen, die für verantwortungsvolles Arbeiten im psychotherapeutischen Feld von hoher Relevanz sind, zur vertieften Auseinandersetzung mit der Thematik und zum Gespräch anregen.
Monika Prettenthaler
Helmut de Waal
Die Figur des Psychotherapeuten – eine lebenslange Nebenwirkung
Elisabeth Wagner
Nebenwirkungen von (Systemischer) Psychotherapie – vernachlässigbar oder vernachlässigt?
Brigitte Schigl
Risikofaktor Geschlecht
Michael Kierein
Trotz „bestem Wissen und Gewissen“ …
Ilse Gschwend
Möglichkeiten, Risiken und Nebenwirkungen der Aufstellungsarbeit
Zum Umgang mit Risiken und Nebenwirkungen – in der Systemischen Therapie
Podiumsgespräch der Teilnehmer*innen mit Ilse Gschwend, Michael Trauner und Elisabeth Wagner
Datum: 30.11.2023
Ort: la:sf, Trauttmansdorffgasse 3a, 1130 Wien und zoom
Kosten: € 54,- (Ermäßigt für Studierende € 30,-)
Anmeldung: office@lasf.at