48. Systemisches Kaffeehaus: Hoffnung?! Tugend, Wirkfaktor oder psychotherapeutisches Placebo
Wir Menschen brauchen die Hoffnung. Zum Ausharren. Und zum Verändern. Zum Durchhalten. Und zum Abschiednehmen. Zum Träumen. Aber ganz besonders für das reale Leben.
(anders handeln 2.2021, 11)
Hoffnung – Tugend und besondere Begabung der Menschen (Anselm Grün), letzte Weisheit der Narren (Siegfried Lenz), das Übelste der Übel, weil es die Qual der Menschen verlängert (Friedrich Nietzsche) oder Untergang der Welt, wenn wir die Hoffnung loswerden (Susan Neiman)?
Die deutsche Philosophin und Physikerin Claudia Blöser forscht zur Frage, was Hoffnung ist und welchen Realisationsstandards sie unterliegt: „Unser Wissen und unsere Kontrolle sind begrenzt. Hoffnung hält auch angesichts dieser Grenzen die Zukunft für das offen, was wir für gut halten. Der hoffende Blick sieht die Welt als eine, die einem ein Stück weit entgegenkommt.“ Diese Kraft der Hoffnung scheint gerade in einer Zeit neu notwendig, in der viele Menschen von Gefühlen der Orientierungslosigkeit und Ohnmacht, von Überreizung und Überforderung geleitet sind.
Hoffnung als Größe, die für das Etablieren von Veränderungen und auf dem Weg zur Erreichung von (Therapie-)Zielen eine wesentliche Rolle spielt, ist nicht zu verwechseln mit Hoffnung mit (naivem) Optimismus – nicht umsonst sagt Vaclav Havel: „Hoffnung ist eben nicht Optimismus, ist nicht Überzeugung, das etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf wie es ausgeht.“
Große Worte, die einladen, genauer hinzusehen.
Nicht nur neurowissenschaftliche Forschungen helfen uns, immer besser zu verstehen, wie Menschen Hoffnung erleben – auch als Zusammenwirken von Fühlen, Denken und Verhalten. Auch Psychotherapieforschung und praktische Erfahrungen untersuchen Hoffnung als Wirkfaktor im Psychotherapeutischen Kontext.
Wie bedeutsam Hoffnung für die psychische und physische Gesundheit ist, ob und welche Grenzen der Hoffnung denkbar sind oder sein müssen und welchen Stellenwert Hoffnung im Leben und vor allem auch in der Psychotherapie hat, sind exemplarische Fragen, denen wir im Systemischen Kaffeehaus nachgehen wollen. Neben facettenreichen Zugängen aus der Psychotherapie, wollen wir wie gewohnt auch aus anderen Disziplinen auf unser Thema schauen: Diesmal laden auch Impulse aus der Medizin, der Philosophie und Theologie zum Mit-, Nach- und Weiterdenken über das Phänomen Hoffnung ein.
Monika Prettenthaler
Leila Pavšič-El Rabadi: Hoffnung Wozu?
Ein feministisch-philosophischer Blick auf Hoffnung
Monika Prettenthaler: Im Widerspruch zur Wirklichkeit …
Theologiegeleitete Überlegungen zur ‚göttlichen Tugend‘ Hoffnung
Diether Ribitsch: Trotzdem hoffen?
Zur Bedeutung von Hoffnung in der (Palliativ-)Medizin
Gerald Binter: Hoffnung generieren im Erstgespräch
Welche Aspekte haben hier Einfluss?
Fanni Varga: „Bleib dran, gib nicht auf!“
Ein Gespräch zur Bedeutung von Hoffnung in der systemischen Psychotherapie
Iris Seidler: (Ver)zweifeln woran? Hoffnung worauf?
Gedanken zu Zweifel und Hoffnung als scheinbare Gegenüber und zu not-wendigen Passungsleistungen
Datum: 1. Juni 2023
Ort: la:sf, Trauttmansdorffgasse 3a, 1130 Wien und zoom
Kosten: € 54,- (Ermäßigt für Studierende € 30,-)
Anmeldung: office@lasf.at