animiertes GIF "46. Systemisches Kaffeehaus Wien"

46. Systemisches Kaffeehaus: Leiden an der Welt – leiden am Selbst

„Einsamkeit und ihre gesellschafltichen Auswirkungen werden schon länger besprochen, aber in einem klassisch veralteten Bild. Auf Google findet man dazu nur Bilder von Senioren, die alleine spazieren gehen oder auf der Parkbank sitzen. Dabei sind Erhebungen zufolge viel mehr Gruppen betroffen als nur ältere Personen. Das hat micht zu einer Neudefinition geführt: dass Einsamkeit nicht nur mit Verwaistsein zu tun hat, sondern auch mit Beziehungshemmnissen. Viele Menschen fühlen sich abgesondert, obwohl sie eigentlich in eine Menge eingebunden sind. Und es gibt gesellschaftliche Bedingungen, die das befördern.“
Diana Kinnert, in: Der Standard 4.2.2022

Wir werden an diesem Fortbildungstag verschiedenen Wahrnehmungen nachgehen, die in der psychotherapeutischen Praxis immer stärker zu bemerken sind:

(Nicht nur) Jugendlichen und jungen Erwachsenen macht die Sorge um die Zukunft, die im Kontext erwartbarer Katastrophen steht, das Leben schwer. Einige Stichworte, die uns in diesem Zusammenhang begegnen: Klimawandel, Ausbeutung von Tieren, … provozieren immer öfter so etwas wie sehr ernst zu nehmende ‚Ökotrauer‘-Phänomene. „Die Pandemie hat die Schwachen noch schwächer gemacht“, sagt z.B. der Soziologe Klaus Hurrelmann – Pandemie/n, aber auch Einsamkeit, soziale Distanz oder neoliberale Ordnungen, … können zu einem Selbsterleben des ‚Sozial-überschüssig-oder-marginalisiert-Seins‘ – kurz: zu existentieller Gefährdung führen. „Es geht um Identiät und Zugehörigkeit. Um ein Gefühl der Wertlosigkeit“, bringt es Karin Gutiérrez Lobos, Fachärztin für Psychiatrie am AKH Wien, auf den Punkt. Ja, immer mehr Menschen leiden an der Welt und sie leiden am Selbst.

Wie antworten wir als (systemische) Psychotherapeut*innen auf dieses Phänomen/diese Phänomene?

Es ist kein Zufall, dass im Substantiv ‚Leid‘ sowohl dessen individuelle (= tiefer seelischer Schmerz) als auch die soziale Dimension (= Unrecht, das jemandem zugefügt wird) anklingen. Wenn Wahrnehmungen aus ersten Hand und der Jugendkulturforschung genauso wie die grundlegenden und psychotherapeutischen Zugänge zu brüchigem Selbsterleben, Verlusttrauer und unaussprechlichem Leid von den Referent*innen thematisiert und beleuchtet werden, kommen beide Seiten des Leidens in den Blick – und werden uns damit zum Fragen, zum Neu- und Weiterdenken und zur Diskussion anregen.

Evelyn Niel-Dolzer, Monika Prettenthaler

 



Das Programm:

Magdalena R. Prettenthaler
Mit uns reden, nicht über uns …
Wie sieht eine Maturantin die aktuellen Herausforderungen und mit welchen Handlungsstrategien und Ideen begegnet sie dem Leiden an der Welt?

Natali Gferer
Die Jugend der 2020er Jahre. Aufwachsen im 21. Jahrhundert.
Nehmen junge Menschen aktuelle Herausforderungen anders wahr als Erwachsene? Ergebnisse aktueller soziologischer Studien als Anregung zur psychotherapeutischen Reflexion.

Gerald Binter
Unterscheidung zwischen WER bin ich oder WAS bin ich?
Unsere Wirtschaftsordnung als Treiber für Entsolidarisierung und Individualisierung von Angst: „Was bin ich?“ wird zur ultima ratio, wenn brüchiges Selbsterleben nur noch als solitäres Phänomen verstanden werden kann.

Erich Lehner
Trauern am Verlust
Die Verwandlungskünstlerin Trauer begegnet als natürliche und schmerzliche Reaktion auf Verluste genauso wie als komplizierte, andauernde, … Trauer – eine multiperspektivische Annäherung.

Evelyn Niel-Dolzer
Die leidende Beobachter*in
Pathos als ‚Anspruch‘ im Therapieprozess: Wie finden wir Sprache für das Erleben unaussprechlichen Leides? Und welche Sprache sprechen wir dabei als Systemische Psychotherapeut*innen?

Resümee, Erkenntnisse, Fragen und Anregungen zur Weiterarbeit
Runder Tisch mit Referent*innen und Teilnehmer*innen

 


Datum: 2. Juni 2022, von 9 – 17 Uhr

Veranstaltungsort: onlie per Zoom (Es ist nur mehr die online-Teilnahme möglich!)

Teilnahmegebühr: € 45,- / € 25,- (Ermäßigung für Studierende der Fachspezifika und Propädeutika)
Rechnung wird zugeschickt.

Um Anmeldung wird ersucht: office@la-sf.at

Der Programmfolder (.pdf)

Weitere Termine

Datum

2. Juni 2022
Vorbei!

Uhrzeit

9:00 - 17:00

Veranstaltungsort

Hybridveranstaltung
la:sf und zoom

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