Jour Fixe: Cristina Budroni – Transgenerationale Traumatisierung
Transgenerationale Traumatisierung – wenn Liebe zu Loyalität mutiert
Traumatische Erfahrungen, die von den Betroffenen nicht verarbeitet und integriert werden konnten, bleiben nicht nur für diese selbst eine lebenslange Belastung. Unbewältigte Traumata können in gravierendem Ausmaß auf die Folgegeneration übertragen werden. Diese Übertragung auf die Kinder vollzieht sich durch Intro-spektion des traumatisierten Elternteils. Sie zeigen sich auch in den Träumen, Phantasien, im Selbstbild, im emotionalen Erleben und im unbewussten Handeln ihrer Nachkommen.
„Gefühlserbschaft“, so bezeichnet Freud diesen Vorgang, als ein unbewusstes und prägendes Phänomen zwischenmenschlicher Beziehungen, das sich auch in den Beziehungen zwischen den Generationen findet und diese im positiven wie negativen Sinn entscheidend beeinflusst. Die Extremtraumatisierung der ersten Generation verwandelt sich dadurch in ein kumulatives Trauma der nächsten Generation. Die Last der nachkommenden Generation ist sehr groß: das, was ihre Eltern verloren hatten beziehungsweise nicht erreichen konnten, wovon sie geträumt hatten, soll nun von ihren Kindern ersetzt, kompensiert und gelebt werden.
Der Fortbildungsabend versteht sich als ein Diskurs über primäre Traumatisierung, transgenerationale Weitergabe von traumatischen Erlebnissen, Auswirkungen auf die nachkommenden Generationen, Merkmale im Bereich Eltern-Kind-Bindung, Störungen der zweiten Generation sowie praxisbezogene psychotherapeutische Inputs.
Mag.a Cristina Budroni ist Systemische Familientherapeutin, Traumatherapeutin, Hypnotherapeutin für Kinder- und Jugendlichen, Säuglings-, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Lehrtherapeutin der la:sf mit partieller Lehrbefugnis, Leiterin des Bereichs für Kinder und Jugend bei ESRA.
Freie Praxis in Wien. Schwerpunkte: Trauma, transgenerationale Weitergabe von Traumata, Migration, interkulturelle Psychotherapie, Familienaufstellungen, Supervision und Coaching.