Programm
09:00 – 09:15
Eröffnung
40 Jahre lehren, lernen und forschen in der Lehranstalt für systemische Familientherapie
09:15 – 13:00
Vorträge
09:15 – 10:30
Von der „talking cure“ zum „hearing silencing“ – die sensorische Membran im therapeutischen Gespräch
Bei Fallvorstellungen fragen sich Kollegen schnell: „…und was machst Du dann?“, als ob es auf „Machen“ ankäme. Online-Kommunikation präferiert informatorische Konnektivität. Sensitivität der Therapeutik hingegen braucht Zeit, damit unsere Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden, wachsen kann durch Herstellung einer Verbindung zwischen dem, was unsere Sinne aufnehmen und der anderen Fähigkeit, (Bruchstücke von) Sinn zu erfassen. Wie hören wir auf das Ungesagte, das uns ergreift?
Diese Thematik soll an Transkripten therapeutischer Konversationen en detail analysiert werden.
10:30 – 11:00
Wozu haben Psychotherapeut*innen Gefühle?
Vom Emotions-Besitz zur Zwischenleiblichkeit
Aus einer phänomenologischen Perspektive können Gefühle aus ihrer neuzeitlich konstruierten Enge der „Innerlichkeit“, Privatisierung und Irrationalisierung befreit werden. Durch die Überwindung des cartesianischen Dualismus, der von einem körperlosen Geist in einem geistlosen Körper ausgeht, gewinnen Gefühle für das therapeutische Gespräch innerhalb systemtherapeutischer Konzeptualisierungen bislang unbeachtete Relevanz.
11:00 – 11:30
Emotionsbasierte systemische Therapie. Gibt es eine affektive Wende in der Systemischen Therapie?
Das Interventionsrepertoire der systemischen Therapie hat sich in den letzten Jahren merklich ausgeweitet. Unter dem Einfluss von Aufstellungsarbeit, Teilearbeit und Hypnotherapie werden zunehmend Interventionen eingesetzt, die gezielt emotionale Verarbeitungsprozesse fördern sollen. In dem Vortrag werden die Anforderungen an eine theoretische Integration emotionsfokussierter Methoden in das Wirkverständnis systemischer Therapie dargestellt.
11:30 – 12:00
Kaffeepause
12:00 – 12:30
Sieben Lieder, ein Systembrett
Welche Gefühle durchwandern Therapeut*innen vor, während und nach Therapiesitzungen? Womit stehen sie in Zusammenhang? Welche ihrer Gefühle erweisen sich als therapeutisch hilfreich, welche nicht? Und wie lassen sie sich beeinflussen? Diesen Fragen wird in dem Vortrag mit Hilfe von einigen Beatles-Songs und eines Systembretts nachgegangen.
12:30 – 13:00
Das Mit-Gefühl der Therapeutin: Anschluss, Irritation, Indikator, Intervention?
In Therapiesituationen auftretende und als „in mir“ wahrgenommene Zustände der Therapeutin können gedankliche Assoziationen, Gefühle und/oder körperliche Veränderungen umfassen. Als Therapeutin bin ich gefordert zu versuchen, sie immer bewusster wahrzunehmen und einzuordnen. Besonders relevant erscheint die darauffolgende eigene „Beantwortung“, also der konkrete Umgang damit, der zum Besten der Klient*innen verantwortet werden muss.
13:00 – 14:30
Mittagspause – Buffet
14:30 – 17:00
Workshops
WS 1
Michael Buchholz (bereits ausgebucht)
Höhe gewinnen, um in die Tiefe zu blicken – konversationsanalytische Zugänge zu therapeutischen Gesprächen
Wiederum an Transkripten (und Audio-Aufnahmen) will ich zeigen, dass therapeutische Gespräche nicht nur aus technischen „Interventionen“ bestehen, sondern aus einer kooperativen Praxis, das Gespräch selbst mitlaufend zu analysieren. Solche Rekursion hat verschiedene Level, die immer wieder gefunden werden können und daran kann sich therapeutisches Tun orientieren. Insbesondere, wenn „typische problematische Situationen“ (TPS) das Geschehen bestimmen. Ohne eine gute Theorie der therapeutischen Konversation und Interaktion sind wir ihr einfach ausgeliefert.
WS 2
„Haben Männer denn Gefühle …?!“ – Über den Zusammenhang zwischen Gender und Emotionen
„Männer können nicht trauern“, ruft eine Klientin in der Therapie, während sie sich an das „emotionslose Funktionieren“ ihres Vaters während des Sterbens ihrer Mutter und dann an ihn als Alleinerziehenden in ihrer Versorgung erinnert. Ihre Trauer konnte sie allein mit ihrer Tante leben und austauschen.
Vor dem Hintergrund neurowissenschaftlicher Forschungen liegt ein erster Fokus in diesem Workshop auf der Entstehung und dem Prozessieren von Emotionen. Anschließend wollen wir uns der Frage nach der Bedeutung von Gender in diesem Prozess zuwenden.
WS 3
Gudrun Prinz (bereits ausgebucht)
Sinnliches Erleben in therapeutischen Begegnungen
In psychotherapeutischen Prozessen entstehen laufend kreative Formen wie z.B.: Metaphern, Atmosphären, Interaktionsabfolgen. Diese haben auch einen sinnlichen Gehalt und vermitteln damit Empfindungsqualitäten, die im impliziten Resonanzraum mitschwingen und diesen mitgestalten. Die dadurch erlebten mannigfaltigen Zustände und Eindrücke bilden den Boden, aus dem ein empathisches Verstehen erwächst. Der Workshop fokussiert die kommunikativen Aspekte sinnlicher Erfahrungen in Psychotherapien.
WS 4
Silvia Langthaler und Stefan Jirkovsky (bereits ausgebucht)
Gerührt sein: Die Lebendigkeit der Begegnung in der Trauerarbeit
In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit dem Erlebnis der Berührung, die uns Therapeut*innen in der Arbeit mit trauernden Klient*innen einladen kann, uns mit eigenen Verlusten und der eigenen Endlichkeit und der unserer Angehörigen, auseinanderzusetzen. Ein „Gerührt-sein“ verweist immer auch auf die Interaktion des zuvor „Berührt-worden-seins“. Wir nützen dazu die unterschiedlichen Facetten des Trauerns in Anlehnung an das „Kaleidoskop des Trauerns“ von Chris Paul. Vielleicht finden wir dabei eine Annäherung an die Frage, wozu Therapeut*innen Gefühle haben.
WS 5
Emotionale Ehrlichkeit als Essenz
Therapeutische Zugänge zu hochbelasteten Familien mit Babys und Kleinkindern
In der therapeutischen Arbeit mit Babys und Kleinkindern und deren Familien ist die Emotionalität der Therapeut*innen ein wesentliches Instrument. Emotionale Distanz ist in dieser Konstellation weder sinnvoll noch professionell. Gleichzeitig braucht es aber innere Kompetenzen, um mit dieser Form der Nähe auch professionell (im Sinne von nicht-bedürftig) umgehen zu können. Gerade im Bereich psychosozialer Hochrisikofamilien (Familien im Kontext von Sucht, Gewalt, Delinquenz, broken home…) sind diese Kompetenzen der „professionellen Nähe“ zusätzlich besonders wichtig, um emotional zugewandt und offen mit Eltern und Kindern arbeiten zu können.
Im Workshop wird anhand von Fallgeschichten praxisnahe die Herausforderung dieser Arbeit geschildert und mit den Teilnehmenden die Grundhaltung der emotionalen Offenheit vertieft.
WS 6
Ulrike Russinger und Theresia Kosicek (bereits ausgebucht)
Gefährliche Liebe
Zwischen Liebessehnsucht und Liebesleid: Ambivalente Beziehungssuche(n) in postmodernen Zeiten
Frustrierende Partnerschaft, verzweifelte Partnersuche, Selbstzweifel im Vergleich zum scheinbar reinen Glück der anderen. In der Psychotherapie werden „Muster“ deutlich: Nachhaltig interessierte Partner erscheinen nicht attraktiv. Klient*innen halten lange an einer ihren Bedürfnissen zuwiderlaufenden Beziehung fest.
Soziokulturelle Rahmenbedingungen wirken sich auf Selbstbild sowie Strategien der Partnersuche aus. Die Reflexion der eigenen ambivalenten Anteile (Ego-States), die sich bei diesem verletzlichen Liebes-Thema melden, eröffnet oft überraschende Zugänge.
17:00 – 17:30
Kaffeepause
17:30 – 18:30
„Frucade oder Eierlikör?“
Die Tagungsreferent*innen im Gespräch mit Evelyn Niel-Dolzer
18:30 – 19:00
Ortswechsel zur Orangerie
19:00 bis 02:00
Jubiläums-Fest
Im fabelhaften Ambiente der Orangerie Schönbrunn wollen wir gemeinsam das 40-Jahre-Jubiläum der la:sf bei Musik und gutem Essen feiern. Neben einer Rückblende auf die Geschichte der la:sf ist es uns eine besondere Ehre, das Wirken von Konrad Grossmann Revue passieren zu lassen. Er verabschiedet sich aus dem aktiven Ausbildungs-Geschehen in die Pension und daher freuen wir uns, sein langjähriges Engagement gebührend zu würdigen.
Vor allem aber wollen wir auf diesem Fest allen Teilnehmer*innen ein unvergessliches Ambiente für kollegialen Austausch, unbeschwerte Begegnungen und ein ausgelassenes Wiedersehen bieten.